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Komet C/2023 A3
Tsuchinshan-ATLAS
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bis Mitte April der periodische Komet
12P/Pons-Brooks am Abendhimmel. Nach dem 20. April
war er nur noch von der Südhalbkugel aus zu sehen.
Danach näherte sich ein ähnlicher Komet der Sonne,
13P/Olbers. Wie Pons-Brooks ist er ein Komet vom
Halley-Typ. Derzeit entfernt er sich bereits
wieder und ist nur noch in Teleskopen sichtbar.
Aktuell ist jedoch ein "Besucher" von noch weiter
draußen zu uns unterwegs, nämlich Komet C/2023 A3
Tsuchinshan-ATLAS. In den letzten Tagen war er für
Spezialisten für kurze Zeit zwischen seinem
Aufgang und dem Beginn der Morgendämmerung
auffindbar, sofern das Wetter mitspielte. Bis zum
10. Oktober war er zu nah an der Sonne, um gesehen
zu werden.
Jetzt werden Tag für Tag werden dann die
Sichtbarkeitsbedingungen besser, während
leider aber auch seine Helligkeit stetig abnimmt.
Spätestens am Monatsende wird er dann fürs bloße
Auge unsichtbar.
Was weiß man bisher über den Kometen? Die
Bezeichnung verrät, dass er im Jahr 2023 entdeckt
wurde, und zwar als 3. Komet in der 1.
Januarhälfte (A3), und zwar von zwei
Beobachtergruppen, nämlich einer in Südafrika, die
das automatisch arbeitende ATLAS-Teleskop betreut,
und einer Gruppe an der chinesischen
Purple-Mountain-Sternwarte (chinesisch 紫金山天文台). Später
wurde er auch noch auf Aufnahmen zurück bis
Anfang 2022 gefunden. Seine Bahn ist derzeit in
Sonnennähe schwach hyperbolisch, wird aber durch
Störungen der Planeten und Ausgasung wieder
elliptisch. Trotzdem wird seine Umlaufzeit
hunderttausende von Jahren betragen und ihn
vielleicht zwei- oder dreihundert mal weiter als
Neptun hinaustragen. Für uns bleibt er also eine
Eintagsfliege.
Die größte Annäherung an die Sonne war am 27.
September mit 58,6 Millionen Kilometer, die
größte Annäherung an die Erde am 12. Oktober mit
70,7 Millionen Kilometer. Egal wie groß der
Komet nun tatsächlich sein sollte -
Näheres ist noch nicht bekannt - er stellt für
die Erde keine Gefahr da. Schlagzeilen wie
"Riesiger Komet rast auf die Erde zu" sind also
blanker Unsinn!
Beobachtungsfahrplan: |
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bis
einschließlich 9. Oktober: |
Am 9. Oktober
stand er mittags nur 3,5° senkrecht über
der Sonne und konnte nur von Spezialisten
mit Infrarotfilter fotografiert werden.
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10. und 11.
Oktober: |
Am 11. Oktober
ging er 19:40 unter und stand 11° von der
Sonne entfernt. Während der öffentlichen
Führung vonnten wir ihn von 19:15 bis
19:25 dicht über dem orange verfärbten
Horizont zwischen zwei Wolkenbänken als
blasses Wölkchen erkennen.
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12. bis 14.
Oktober: |
Der Komet
entfernt sich weiter von der Sonne, ist
also nach Sonnenuntergang länger zu sehen,
seine Helligkeit lässt aber schnell nach.
Das hält sich hoffentlich etwa die Waage.
Zum Ende der Dämmerung gegen 19:45 Uhr
(Sonne 12° unter dem Horizont) ist er
immer noch nicht untergegangen. Am 13.
steht er dann noch fast 6° über dem
Horizont. Am 14. quert die Erde die
Bahnebene des Kometen, so dass ein
nadelförmiger Gegenschweif zu sehen sein
sollte.
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15. bis 19.
Oktober: |
Der
Komet wird weiter schwächer, sein
Schweif aber länger. Er ist jetzt länger
bei richtig dunklem Himmel nach 19:30
Uhr mit bloßem Auge sichtbar und steht
etwa in der Mitte zwischen dem hellen
Stern Arktur und dem Abendstern (Planet
Venus). Am 17. Oktober abends wurde
seine Helligkeit von uns auf 3,2 mag
geschätzt.
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ab
20. bis 31. Oktober:
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Der Komet zieht weiter
durch das Sternbild Schlangenträger.
Aufgrund der nachlassenden Helligkeit
benötigt man ein Fernglas um den Kometen
zu sehen. Zum Monatsende geht der Komet
erst um Mitternacht unter.
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November:
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Der Komet fliegt weiter in
Richtung Sternbild Adler. Zum Aufsuchen
sollte anfangs noch ein Feldstecher
genügen, Später wird man zumindest eine
genaue Karte benötigen um ihn zu
identifizieren. Alles hängt natürlich von
seiner tatsächlichen
Helligkeitsentwicklung ab.
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unten: Aufnahme vom 17. Oktober 20:30 Uhr von
Christoph Schmiedel, Estenfeld
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links: Der Schweif des
Kometen quert das Bildfeld des LASCO-Instruments
der Raumsonde SOHO am 14. Oktober.
Hinter der Abdeckscheibe in der Mitte befindet
sich die Sonne (angedeutet durch den weißen
Ring). Auch Sonnenstürme sind zu sehen, die bei
uns Polarlichter auslösen.
Credit: ESA/NASA
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unten:
Situation am 23. Oktober, 19:00 Uhr |
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Am 28. Oktober abends steht der Komet fast
senkrecht etwa 28° oberhalb des Abendsterns. Allerdings ist es um 19 Uhr noch
recht hell, und man wird bis 19:30 Uhr warten
müssen, bis man den Kometen im Fernglas erkennen
kann. Der Stern am oberen Bildrand ist der
hellste Stern im Sternbild Schlangenträger, der
Komet steht 11° unterhalb von ihm, das ist eine
Handbreit. Hellere Sterne stehen nicht in dieser
Gegend, nur Wega in der Leier steht in derselben
Richtung ungefähr doppelt so hoch am Himmel.
Ein Feldstecher ist übrigens das optimale
Beobachtungsinstrument für Kometen, vor allem
ein Nachtglas, etwa ein 7x56. Bei höherer
Vergrößerung, wie im Teleskop, passt nämlich nur
der Kopf des Kometen ins Bildfeld, der Schweif
bleibt außen vor. Aber selbst ein Feldstecher
hat selten ein Bildfeld von mehr als 10°, meist
nur 7 bis 8°, während der Kometenschweif über
30° lang sein kann. Das kann man nur mit bloßem
Auge oder einer Kamera überblicken.
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