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Planetenparade
am Abendhimmel
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Aktuell und
verstärkt seit dem 21. Januar 2025 geistert der
Begriff "Planetenparade" durch die Medien. Es wird
suggeriert, dass seit dem 21. Januar und noch bis
Ende Februar am Abendhimmel ein phantastisches
Naturphänomen sichtbar wäre, nämlich sechs
Planeten in einer Linie aufgereiht, zu denen sich
im Februar auch noch der Merkur gesellen soll und
damit die Siebenzahl der Planeten komplettieren
würde. Was ist daran wahr, was ist Übertreibung,
was kann man überhaupt sehen?
Quatsch ist vor allem der Beginn am 21. Januar.
Möglicherweise ist das der Tag, an dem einige
Medien darauf aufmerksam wurden und sich mehr
Klicks erhofften, wenn sie möglichst reißerisch
davon berichten. Tatsache ist, dass seit einiger
Zeit die meisten Planeten eher östlich der Sonne
stehen und damit am Abendhimmel zu sehen sind.
Unser innerer Nachbarplanet Venus steht seit Juli
letzten Jahres am Abendhimmel und verabschiedet
sich erst im März, und die Oppositionen aller
äußeren Planeten fanden im Herbst 2024 und Winter
2024/25 statt. Es begann mit Saturn am 8.
September 2024 und endete mit Mars am 16. Januar
2025. Zum Oppositionstermin stehen die Planeten
der Sonne gegenüber. Sie gehen also auf, wenn die
Sonne untergeht und umgekehrt, sind also die ganze
Nacht zu sehen.
Am Oppositionstag von Saturn (8. September) ging
dieser um 19:50 Uhr (MESZ) auf und die Sonne zur
gleichen Zeit unter. Venus als Abendstern ging um
20:37 Uhr unter, und bis dahin ging als weiterer
Planet lediglich Neptun auf. Mit drei über den
halben Himmel verteilten Planeten kann man noch
nicht von einer "Planetenparade" sprechen.
unten: Himmelsanblick am 8. September 2024 um
20:00 MESZ
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Da aber
Venus weiterhin als Abendstern östlich der Sonne
blieb und ihren Abstand sogar vergrößerte,
schrumpfte der Abstand zu den übrigen Planeten.
Mitte Oktober gesellte sich Uranus dazu, d.h. er
ging auf bevor Venus unterging, am 6. November
Jupiter. Nur Mars mit dem spätesten
Oppositionstermin ließ auf sich warten.
Stattdessen
war um den 25. November herum der innerste Planet,
Merkur, als 2. Abendstern dicht am Horizont zu
sehen, so dass für ein paar Tage Merkur, Venus,
Saturn, Neptun, Uranus und Jupiter, also sechs
Planeten, etwa um 17 Uhr (MEZ) gemeinsam am Himmel
standen. Bereits damals gab es also eine
"Planetenparade" aus sechs Planeten!
unten: Himmelsanblick am 25.
November 2024 um 17:15 MEZ
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Ab dem 10. Dezember 2024 ging dann Mars eher auf
als Venus unterging, und an diesem Tag - nicht
erst am 21. Januar 2025 - begann die aktuelle
"Planetenparade". An diesem Tag war der Abstand
der beiden Planeten entlang der Ekliptik und auch
am Horizont 180° und Jupiter, Saturn, Uranus und
Neptun befanden sich dazwischen gleichzeitig am
Himmel.
unten: Himmelsanblick am 10.
Dezember 2024 um 19:40 MEZ
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Während
einiger Zeit um den Oppositionstermin sind die
äußeren Planeten "rückläufig", da sie von der
Erde auf der "Innenbahn" überholt werden. Sie
bewegen sich also am Himmel mehr in Richtung
Sonne als von ihr weg, und das verkürzt den
Abstand zur Sonne schneller als zu anderen
Zeiten. In den Folgetagen verkürzte sich
daher der Abstand zwischen Venus und Mars
beträchtlich. Am Heiligabend betrug er noch 164°,
und zwischen Mars-Aufgang und Venus-Untergang
waren die sechs Planeten bereits 1:47 Stunden, an
Silvester bei 154° Abstand für 2:45 Stunden, an
Dreikönig bei 146° für 3:35 Stunden gemeinsam über
dem Horizont.
unten: Himmelsanblick am 31.
Dezember 2024 um 19:40 MEZ
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Am 17. Januar hatte Venus, da sie sich mit der
Sonne am Himmel weiterhin östlich bewegte, Saturn
eingeholt. An diesem Tag gingen beide um 21:10 Uhr
(MEZ) unter, während Mars bereits um 16:05 Uhr,
noch vor Sonnenuntergang aufging. Alle sechs in
diesem Himmelsareal stehenden Planeten waren also
für bis zu 5:05 Stunden gleichzeitig über dem
Horizont, ab Dämmerungsende verblieben davon noch
3:40 Stunden.
unten: Himmelsanblick am 17.
Januar 2025 um 18:00 MEZ
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Am 21.
Januar ist nichts besonderes passiert - wieso
dieses Datum den Beginn der Planetenparade
darstellen soll, wird vermutlich ewig ein Rätsel
bleiben. Da Mars weiterhin rückläufig ist,
verkürzt sich sein Abstand zu Saturn weiter, aber
nicht so stark wie der zu Venus, die zuvor die
Planetenreihe nach Westen begrenzte. Am 31. Januar
beträgt der Abstand der die Reihe begrenzenden
Planeten Mars und Saturn nur noch 123°. Saturn ist
zum Dämmerungsende gegen 17:50 Uhr noch knapp 22°
über dem Horizont und geht um 20:23 Uhr unter.
Damit ist er gemeinsam mit den anderen fünf
Planeten noch gut zwei Stunden lang sichtbar,
bevor er im Horizontdunst verschwindet. Dieser
Sichtbarkeitszeitraum verkürzt sich von Tag zu Tag
um vier Minuten, da Saturn mit einer Umlaufzeit
von 30 Jahren natürlich von der Sonne schnell
eingeholt wird.
unten: Himmelsanblick am 31.
Januar 2025 um 18:00 MEZ
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Es heißt
auch, im Februar würde noch Merkur als siebter
Planet dazukommen. Was ist dran? Am 18. Februar
geht die Sonne um 17:45 Uhr unter und steht um
18:20 Uhr 6° unter dem Horizont, was als das Ende
der "bürgerlichen" Abenddämmerung gilt. Zu dem
Zeitpunkt kann man nicht meht im Freien ohne Licht
eine Zeitung lesen. Es gibt noch die "nautische
Dämmerung" (Sonne 12° unter dem Horizont), da kann
man auf dem Meer den Horizont als Trennlinie
zwischen Wasser und Luft nicht mehr erkennen. Und
schließlich die "astronomische" Dämmerung (Sonne
18° unter dem Horizont), bei der der Himmel
überall dunkel ist und langbelichtete
fotografische Himmelsaufnahmen möglich sind. In
Norddeutschland, z.B. in Hamburg, kommt die Sonne
im Juni und Juli gar nicht so tief ünter den
Horizont, es ist die zeit der "weißen Nächte".
Merkur hat
an diesem Tag etwa die Helligkeit von Sirius und
ist damit etwa doppelt so hell wie Mars zu
dieser Zeit. Trotzdem wird er kaum zu sehen
sein, da er genau zum Dämmerungsende untergeht
und daher nur 6° über der Sonne steht.
unten:
Himmelsanblick am 18. Februar 2025 um 18:15
MEZ
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In den
Folgetagen vergrößert sich der Abstand, und am
24. Februar hat Merkur Saturn eingeholt. Zum
Dämmerungsende 18:27 Uhr stehen beide Planeten
nur etwa 5° über dem Horizont. Merkur ist zwar
noch -1,1 mag hell und könnte eventuell mit
einem Feldstecher gesehen werden, fürs bloße
Auge ist es absolut grenzwertig. Saturn ist nur
noch +1,1 mag hell, da sein Ring nur von der
Kante zu sehen ist. Damit ist er fast 10 mal
schwächer als Merkur und womöglich auch im
Feldstecher nicht mehr aufzufinden. Dasselbe
gilt für Neptun, der nur gut 8° oberhalb von
Saturn steht und mit 8 mag über 500 mal
schwächer als Saturn ist. Er ist damit auch für
ein Fernglas an der Helligkeitsgrenze, und in
der Dämmerung besonders. Vielleicht kann man ihn
noch kurz nach 19 Uhr finden. Spätestens am 28.
Februar kann man Saturn und Neptun abschreiben,
sie werden von der Dämmerung überstrahlt und
dann von der Sonne eingeholt.
unten: Himmelsanblick am 24.
Februar 2025 um 18:15 MEZ
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Sowohl
Merkur als auch Venus laufen dann rasch auf ihre
jeweilige untere Konjunktion zu, d.h. den zwischen
Sonne und Erde gelegenen Bahnpunkt. Da Merkur
keine Atmosphäre hat und man nur die zwar größer
werdende, aber dunkle Rückseite sieht, lässt seine
Helligkeit schnell nach. Venus dagegen ändert ihre
Helligkeit kaum. Am 15. März stehen beide zum
Dämmerungsende kurz vor 19 Uhr (MEZ) gleichermaßen
8° hoch, Merkur ist dabei etwa 100 mal schwächer
als Venus. Das dürfte etwa das Sichtbarkeitsende
Merkurs bedeuten. Venus wird das letzte Mal am 22.
März abends zu beobachten sein, nachdem sie
bereits einige Tage zuvor schon am Morgenhimmel
aufzufinden ist. Sie ist also für einige Tage
gleichzeitig Abend- und Morgenstern. An diesem Tag
ist mit der "Planetenparade" endgültig Schluss, da
nur noch Jupiter und Mars zusammen mit Uranus am
Abendhimmel verbleiben.
unten:
Situation am 15. März, 19:00 Uhr
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Abgesehen von Neptun, der wie erwähnt erheblich
schwächer leuchtet als Saturn und nur mit größeren
Ferngläsern und Teleskopen zu sehen ist, ist auch
Uranus so schwach, dass er nur mit guten Augen und
am dunklen Nachthimmel zu finden ist. Für einen
Feldstecher bedeutet er aber kein Problem. Leicht
auffindbar ohne Hilfsmittel sind nur Venus,
Jupiter, Mars und Saturn, gelegentlich Merkur.
Die geringsten Helligkeitsänderungen und die
größte Helligkeit zeigt die Venus. Danach kommt
Jupiter, der jedoch meist etwa 10 mal schwächer
erscheint. Mars ist immer nur für ein paar Monate
um seine Opposition herum ähnlich hell wie
Jupiter, dann für zwei Jahre zehnmal schwächer.
Saturns Helligkeit hängt von der Sichtbarkeit
seiner Ringe ab und schwankt im Rhytmus von 15
Jahren zwischen etwa 4% und 25% der maximalen
Jupiterhelligkeit. Merkur zeigt die größten
Unterschiede. Er kann fast so hell werden wie
Mars, aber auch praktisch unsichtbar sein.
Im Normalfall erscheint das Licht der hellen
Planeten viel ruhiger als das der Sterne.
Turbulenzen in der Luft durch
Temperaturunterschiede und Windbewegungen
"verbiegen" die Lichtstrahlen. Sterne sind so weit
entfernt und erscheinen so winzig, dass die von
ihnen kommenden Lichtstrahlen kaum breiter sind
als die benutzte Optik, beim bloßen Auge also
kleiner als ein Zentimeter. Die Planeten
erscheinen aber so groß, dass der Lichtstrahl am
Rand der Atmosphäre bereits mehrere Meter messen
kann und damit kaum noch beeinflusst wird. Nur der
Rand des Planeten scheint etwas zu zittern, die
Helligkeit der Oberfläche ändert sich praktisch
nicht, da sich die Änderungen ausmitteln. Daher
kann man die Planeten meist gut von den Fixsternen
unterscheiden.
Ein weiteres Merkmal ist natürlich, dass sie in
normalen Sternkarten nicht verzeichnet sind, da
sie sich bewegen. Und auch durch ihre Bewegung von
Tag zu Tag sind sie letztlich erkennbar.
Sicherheit geben Planetariumsprogramme für den PC
wie Stellarium oder Skychart, die auch als App
fürs Smartphone erhältlich sind.
Die nächste "Planetenparade" mit ebenfalls sechs
gleichzeitig sichtbaren Planeten gibt es bereits
in einem Jahr, wenn auch nur für einen wesentlich
kürzeren Zeitraum: Etwa ab dem 19. Februar 2026
könnte für etwa eine Woche lang die Gelegenheit
bestehen, alle großen Planeten außer Mars am
Abendhimmel gleichzeitig zu sehen. Am 21. Februar
um 18:30 Uhr (MEZ) wie im Bild steht die Sonne
bereits 7,5° unter dem Horizont, Venus noch mehr
als 1° darüber. Merkur in 9° Höhe hat mit -0,3 mag
etwa die Helligkeit von Wega, Arktur oder
Beteigeuze. Saturn und dicht neben ihm der
lichtschwache Neptun stehen noch 16° hoch und
gehen erst nach 20 Uhr unter. Hoch am Himmel
stehen Uranus und Jupiter. Dazu scheint auch noch
der Mond.
Interessant wird sein, ob und wann und für wann die Medien diese Planetenparade als solche ankündigen werden. Man kann nur gespannt sein...
unten: Situation am 21. Februar
2026, 18:30 Uhr
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