 |


|
Mondspaziergang
|
 |

Zunächst eine kurze Beschreibung des
Sternhimmels, den wir am 20. März abends sehen. Die Karte zeigt den
Anblick in Richtung Südost bis West um 20:20 Uhr. Dunkel genug ist es aber schon über eine Stunde vorher, und den Mond
kann man bereits am Taghimmel auffinden. Da etwa Halbmond ist, steht er
gegen Sonnenuntergang ziemlich genau im Süden und geht etwa um
Mitternacht unter. Der Mond steht im Sternbild Stier, über ihm der Fuhrmann mit der hellen Capella, unter ihm der Himmelsjäger Orion, südöstlich davon der Große Hund mit dem hell funkelnden Sirius. Das Thema des diesjährigen Astronomietags lautet
"Ein Ausflug in die Kraterlandschaft des Mondes"
und daher wollen wir gleich mit dem Mond
anfangen. Tagsüber ist der Mond nur mit geringem Kontrast zu sehen, da
die Mondscheibe nur etwa 10x heller ist als der blaue
Himmelshintergrund.

In der Dunkelheit hat man den höchsten Kontrast,
dafür blendet der Mond auch sehr. Wir fangen daher am besten in der
Dämmerung an, und werden gleich auch mit etwas Besonderem belohnt,
nämlich dem "aschgrauen Mondlicht", auch Erdschein
genannt. Vom Mond aus würde man die Erde zwischen Neu- und Halbmond von
Voll- zu Halberde abnehmen sehen. Der Erdschein ist daher bei einer
schmalen Mondsichel am stärksten, dann aber nur tief am Himmel in heller
Dämmerung, und daher nicht so gut wahrnehmbar. Zwischen Halb- und
Vollmond ist der Erdschein zu schwach und der beleuchtete Teil des
Mondes blendet zu sehr.
 Nebenan sieht man den Unterschied:
Links am 16. März
19:30 Uhr
Rechts am 17. März
20:25 Uhr
Erdschein am 19. März 20:30 Uhr
Um bei Halbmond den Erdschein noch zu sehen, muss es allerdings
klar sein, nicht dunstig, und eventuell hilft auch ein Fernglas. Nicht
enttäuscht sein, wenn es nicht zu sehen ist - einfach nach dem nächsten
Neumondtermin (12. April) abends im Westen Ausschau nach der Mondsichel
halten! Natürlich ist der Erdschein auch bei abnehmendem Mond kurz vor
Neumond sichtbar, im Frühjahr steht der Mond dann aber sehr tief am
Horizont, abends ist es einfach günstiger (und auch bequemer).
Fangen
wir also mit dem Mondspaziergang an. Auch bei leichter Bewölkung oder
starkem Dunst ist der Mond ja noch gut zu
sehen. Außerdem wollen vielleicht Familien mit Kindern nicht so
lange bleiben, und der Mond ist doch das Himmelsobjekt, bei dem es das
meiste zu sehen gibt. Das nebenstehende Bild zeigt den Mond etwa so, wie
er am 20. März 2021 abends zu sehen sein wird. Norden ist oben, man
sieht ihn also so mit bloßem Auge und im Fernglas.
Es ist zunehmender Mond, etwa einen Tag vor Halbmond. Die Tag-Nacht-Grenze
wandert durch die Drehung des Mondes um die Erde langsam um den Mond
herum, dort geht also gerade die Sonne auf, und die Berge werfen lange
Schatten. Am rechten Mondrand dagegen scheint die Sonne senkrecht von
oben, es gibt keinerlei Schatten: Wir können daher nur helleres und dunkleres
Material unterscheiden.
Dunkle Gebiete nennt man "Mare",
weil man sie früher tatsächlich für Meere hielt. Es sind aber in
Wirklichkeit Einschläge von Riesenmeteoriten aus der Frühzeit des
Sonnensystems, die später durch aufsteigende Lava
aus dem Mondinneren wieder aufgefüllt wurden. Daher sind dort weniger Krater zu finden.
Besonders auffällig ist das Mare Crisium ("Meer der Gefahren", 555 km Durchmesser) oben rechts und das Mare Serenitatis ("Meer der Heiterkeit", 675 km) oben links. Unter letzterem liegt das Mare Tranquillitatis
("Meer der Ruhe", 875 km) und unter dem Mare Crisium das Mare Fecunditatis ("Meer der Fruchtbarkeit", 840 km). Südlich des Äquators liegt dann noch das Mare Nectaris ("Nektarmeer"), das nur in seinem innersten Teil mit Lava gefüllt ist. Bereits mit dem Feldstecher lassen sich viele weitere
Einzelheiten erkennen, wie Gebirgsketten und Meteoritenkrater. Im Meer der Ruhe
befindet sich auch der Landeplatz von Apollo 11, wo am 20. Juli 1969 Neil
Armstrong und Edwin "Buzz" Aldrin als erste Menschen den Mond
betreten haben. Die Mondlandefähre ist aber viel zu klein und selbst für die größten
Fernrohre nicht erkennbar. Nur von Satelliten aus der Mondumlaufbahn kann man
sie aufspüren. Auffällige Krater sind nördlich des Mare Serenitatis Aristoteles mit 88 km Durchmesser und Eudoxus (70 km) und an seinem Westrand Posidonius
(101 km). Dieser ist mit nur etwa 1360 m Höhe relativ flach. Im Mare
Nectaris fallen besonders die beiden sich überlappenden Krater Teophilus und Cyrillus (jeweils knapp 100 km) auf. Südlich davon ist der eigentliche Südostrand des Mare Nectaris als Gebirgskette der "Rupes Altai"
zu erkennen. Auch Am Ostrand des Mare Serenitatis gibt es höhere
Gebirge, die eigene Namen bekommen haben. Am Westrand des Mare
Fecunditatis sitzt der sich als helles Oval abzeichnende Krater Langrenus (132 km). An der Schattengrenze sitzt in der Mitte der Südhälfte mit einem auffälligen Zentralberg der Krater Maurolycus (115 km). Er ist mit 4730 m besonders tief. Einen der größten Krater stellt der 200 km durchmessende Janssen dar, der aber in dem zerklüfteten Gebiet schlecht zu erkennen ist.
Das Mondfoto von oben mit Beschriftung finden Sie hier und eine schöne Mondkarte auf der Homepage des Radebeuler Sternfreunds Karl-Heinz Bücke. Eine sehr große Karte stellt wikipedia hier zur Verfügung.
Nach einem ersten Blick auf den Mond mit schwacher Vergrößerung, bei dem
der Mond ganz zu sehen ist, nehmen wir einige spezielle Ausschnitte ins
Visier. Dafür wäre aber schon ein stark vergrößerndes Fernglas oder ein kleines Fernrohr nötig.
Tipp: Wer eine
Digitalkamera mit Zoomobjektiv hat, kann den Mond heranzoomen. Dazu die
Kamera irgendwo fest auf- oder anlegen (Balkongeländer, Türrahmen, etc.)
oder ein Stativ benutzen. Anschließend die Fotos betrachten, wobei man
nochmal zoomen kann. Mit gelungenen Aufnahmen, auch Abendstimmungsbildern mit Mond, kann man beim
Fotowettbewerb zum Motiv „Unser Mond“
bei der "Vereinigung der Sternfreunde" (VdS) teilnehmen: https:/astronomietag.de
Die besten drei Fotos bekommen einen Preis zum Thema Mond, der noch
nicht verraten wird. Abgabe der Bilder ab sofort an
michael.schomann(ät)sternfreunde.de
Unsere Aufnahmen stammen von
den Vereinsmitgliedern Peter Schramm, Christoph Schmiedel, Ralf
Mündlein, Dr. Christian Kramer, Albert Engert, Thomas Hausknecht, Olaf
Haupt, Werner Windmaißer, Stefan Schimpf und Josef Laufer.
|
Wir spazieren am
Besten wieder von Norden nach Süden über dem Mond. Nördlich des Mare
Serenitatis finden wir die drei großen Krater Aristoteles, Eudoxus und
Posidonius. Auf den folgenden Bildern sind sie links etwa so zu sehen
wie am Astronomietag, rechts etwa einen Tag früher, wo die Sonne noch
nicht so hoch steht.
 
Beachtenswert
sind hier auch die Wellen, die die erstarrte Lava im Mare Serenitatis
und auch weiter im Norden wirft. Insbesondere westlich von Aristoteles und Eudoxus ist eine Lavawelle um den 40-km-Krater Bürg herumgeflossen. Diese Region wird Lacus Mortis ("See des Todes") genannt. Es wird heute also auch ganz schön gruselig!
In und um Posidonius gibt es eine Reihe von Spalten und Rillen,
die am Besten bei niedrigem Sonnenstand zu sehen sind, z.B. am 3. April
am Morgen- oder am 16. April am Abendhimmel. Die nebestehende Aufnahme
ist bei abnehmendem Mond gemacht. Die kleinsten sichtbaren Krater haben
Durchmesser von etwa einem Kilometer. Südlich von Posidonius liegt Le
Monnier, auch hier hat Lava den Kraterboden überflutet, da der Krater um
einige Grad geneigt schräg auf den Randbergen des Mare Serenitatis
aufliegt.

Bild oben bei abnehmendem Mond
Bild links bei zunehmendem Mond
Geht man vom Lacus Mortis weiter nach Westen, kommt man zu den Kratern Hercules (71 km) und Atlas
(87 km). Hercules ist der mit einem kleineren Krater im Inneren. Weiter
zum Rand hin stößt man auf den mit 122 km noch größeren Krater Endymion, dessen Kraterinneres komplett mit Lava aufgefüllt und der daher nicht besonders tief ist.
Ganz am Mondrand, und zu manchen Zeiten völlig dahinter verborgen liegt das mit 230 Kilometern Durchmesser relativ kleine Mare Humboldtianum
("Humboldtmeer"). Auch dieses ist wie die anderen "Mondmeere" das
Ergebnis eines Aufpralls eines Riesenmeteoriten, das zu späterer Zeit
durch aus dem Inneren des Mondes aufsteigende Lava teilweise überflutet
wurde. Die eigentliche Begrenzung bilden die im Bild hell erscheinenden
Randgebirge nördlich und südlich des oval verzerrten Lavafeldes.
Wir schauen jetzt weiter Richtung Süden zum Mare Crisium, dem "Meer der
Gefahren". Der kleine helle Krater an der Nahtstelle zwischen Mare
Tranquillitatis und Mare Crisium heißt Proclus, hat 27 km Durchmesser und eine Tiefe von 2400
Metern und ist ziemlich jung. Das beim Einschlag des Meteoriten
ausgeworfene Material ist bis zu 600 km weit geflogen und noch gut
sichtbar. Da es auf der Ostseite größtenteils fehlt, muss der Meteorit
von Osten her in einem ziemlich flachen Winkel aufgetroffen sein.
Hinter
dem Mare Crisium zum Westrand des Mondes hin ist ein weiteres kleinses
Mondmeer zu sehen, das sinnigerweise Mare Marginis
("Randmeer") genannt wird. Seine Entstehung verdankt es offensichlich
dem Einschlag, der das auf dem Mond genau gegenüberliegende Mare Orientale geschaffen hat. Mondbeben müssen damals mehrfach um den ganzen Mond gelaufen sein und sich in diesem Punkt getroffen haben.

Das
Mare Orientale ist allerdings nur bei Vollmond zu sehen und da auch
nicht immer. Die nächste Gelegenheit bietet sich am Abend des 28. März!
Auf der Höhe des Mare Crisium gehen wir nun nach Osten zur Schattengrenze, wo sich ebenfalls ein kleines Mondmeer, das Mare Vaporum
("Meer der Dünste"), befindet, in dessen Umfeld eine Reihe von
Mondrillen zu sehen sind. Die nachfolgende Aufnahme ist allerdings bei
abnehmendem Halbmond entstanden, so dass das Licht von der anderen Seite
kommt:

Das sind am oberen Rand rechts die Rima Ariadaeus ("Ariadäus-Rille"), links die Rima Hyginus ("Hyginus-Rille") und unter dieser die Rima Triesnecker ("Triesnecker-Rille") neben dem gleichnamigen 25-km-Krater. Die anderen beiden markanten Krater in diesem Areal sind Godin (genau in der Bildmitte, 34 km) und Agrippa (darüber, 44 km). Im Kraterwirrwarr rechts unten fällt der 51 km große Delambre auf, und am oberen Bildrand oberhalb der Rima Ariadaeus ein größerer Krater mit einem berühmten Namen: Julius Caesar (85 km).
Gehen wir wieder ein Stück weiter nach Westen über den Rand des Mare Tranquillitatis, kommen wir zur Landestelle von Apollo 11, auch "Tranquillity Base" genannt.

Das Bild oben zeigt die
westliche Fortsetzung des voherigen, diesmal allerdings wieder mit der
"richtigen" Beleuchtung bei zunehmendem Mond wie am Astronomietag. Links
sind die beiden Krater Godin und Agrippa zu sehen, ein Stück weiter
nach Westen der kleinere aber helle (d.h. junge) Krater Dionysius (17 km) und schräg datunter der größere Delambre
(51 km). Links von diesem die zwei kleineren Krater Theon Senior (oben)
und Theon Junior (darunter, beide 18 km). Westlich von Delambre bildet
eine helle Formation eine Art Kap, das in die dunklere Verbindung
zwischen dem Mare Tranquillitatis und dem südliche liegenden Mare
Nectaris hineinragt. Über dieser ist etwas verwaschen ein kleiner heller
Krater erkennbar. Das ist Moltke
mit etwa 6,5 km Durchmesser. Der Landeplatz von Apollo 11 liegt etwa 40
km nordöstlich von diesem Krater. Das dort verbliebene Unterteil der Mondlandefähre
mit einem Durchmesser von weniger als fünf Metern ist allerdings auch
mit den größten Teleskopen von der Erde aus nicht sichtbar, dazu müsste
sie mindestens zehnmal größer sein. Sie ist nur von Satelliten aus der
Mondumlaufbahn erkennbar, siehe z.B. hier.
Tipp: Bitte diese Gegend am Südrand des Mare Tranquillitatis nicht mit der
ähnlich aus-sehenden Gegend am Südrand des Mare Serenitatis ein Stück
weiter nördlich verwechseln! |

Vom Apollo-11-Landeplatz aus wandern wir ein Stück nach Süden ins Mare
Nectaris. Dort treffen wir auf die zwei überlappenden Krater Theophilus
und Cyrillus, die schon weiter oben erwähnt wurden, und gleich darunter Catharina (99 km). Südlich davon sind die Rupes Altai zu sehen, die im Krater Piccolomini (88 km) enden. Oberhalb von Piccolomini, am
Südrand des lavagefüllten inneren Teils des Mare Nectaris, der flache Krater Fracastorius (121 km). Sein Kraterwall erhebts sich nur 1480 m über die Umgebung.
Weiter westlich finden wir im Mare Fecunditatis wieder einen kleinen jungen Krater mit einem besonderen
Strahlensystem, das auf einen besonders flachen Anflugwinkel des
verursachenden Meteoriten schließen lässt, den Doppelkrater Messier (rechts).

Am Südwestrand des
Mare Fecunditatis finden wir den schon erwähnten großen Krater
Langrenus, und ein Stück weiter südlich, auf der Höhe zwischen
Fracastorius und Piccolomini, den noch größeren Krater Petavius
(184 km, links). Er weist einen terrassierten Wall auf, und in seinem
Inneren gibt es außer einem markanten mehrteiligen Zentralberg auch
mehrere Spaltenbrüche. Der Kraterwall ist über 3000 Meter hoch.
Im Osten, an der Schattengrenze, folgt Richtung Süden
Krater an Krater, beginnend mit den schon erwähnten Gemma Frisius und
Maurolycus. Sie stehen so dicht, dass sie schwierig zu identifizieren
sind. Je nach Beleuchtung sind manche noch völlig im Dunkeln bis auf den
Zentralberg, der als heller Punkt wie abgetrennt vom übrigen Mond in
völliger Dunkelheit steht. Einige Stunden später, wenn die Sonne höher
steht, wird dann allmählich der Kraterboden sichtbar. Andere Krater, die
etwas weiter westlich stehen, sind schon so weit, und man kann den
langen Schatten des Kraterwalls als breite halbkreisförmige Linie sehen.
Ist der Wall nicht überall gleichmäßig hoch, sieht man den Schatten
wild gezackt. Als letztes Bild die Südhälfte des Mondes in einer
Ansicht, wie er sie uns am Sonntagabend bietet. Am Astronomietag liegt
die Schattengrenze daher ein Stück weit nach links verschoben:

Wir verlassen jetzt den Mond und
wenden uns dem Sternhimmel drumrum zu: |
 |
|
 |
|
 |

|