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Merkurtransit
am 7. Mai 2003 |
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Am
Vormittag des 7. Mai 2003, einem Mittwoch, fand zwischen 07:12 und 12:32
Uhr MESZ einer der seltenen Vorübergänge des Merkur vor der Sonnenscheibe
statt. Der
letzte bei uns sichtbare Merkurtransit war vor 30 Jahren (im November
1973). Danach gab es weitere drei Transite (1986, 1993 und 1999), die
für uns in den Nachtstunden stattfanden und damit unbeobachtbar
blieben. Auch der nächste im November 2006 wird nicht sichtbar sein,
erst 2016 ist es wieder soweit.
Ein
Merkurtransit ist das Vorbeiziehen des Planeten Merkur vor der Sonne.
Das ist nur dadurch möglich, dass die Bahn von Merkur innerhalb der
Erdbahn liegt. Würde die Bahn zudem genau in der Erdbahnebene liegen,
also so, als wenn man beide auf einem Blatt Papier aufmalen würde, dann
würde es jedesmal, wenn er auf seiner Bahn zwischen Erde und Sonne
stünde, zu einem Transit kommen. Merkur benötigt zu einem Umlauf um die
Sonne knapp 1/4 Jahr (88 Tage). Nach einem Umlauf ist die Erde daher 1/4
in ihrer Bahn weitergewandert, da sie viemal länger benötigt. Man kann
leicht ausrechnen, dass beide noch 1/3 der bereits zurückgelegten
Strecke weiter wandern müssen, um wieder in einer Linie zu stehen.
Folglich kommt es nach 1/3 Jahr = 4 Monaten (genau: 116 Tagen) wieder zu
dieser Konstellation. Da aber die Bahn des Merkur 7° gegen die Erdbahn
geneigt ist, wird die Sonne meist verfehlt und er läuft mehr oder
weniger weit ober- oder unterhalb der Sonne vorbei. Insgesamt kommt es
derzeit pro Jahrhundert zu zwei oder drei dieser Merkurtransite, wobei
die Abstände 3½, 7, 9½ oder 13 und extrem selten 6 Jahre betragen.
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Zeitlicher Verlauf des Merkurtransits:

Beginn (Eintritt)
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07:12 MESZ
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12° hoch
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Mitte (geringster Abstand vom Zentrum)
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09:52 MESZ
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37° hoch
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Ende (Austritt)
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12:32 MESZ
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56° hoch
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/xampp/htdocs/online/www.sternwarte-wuerzburg.de/skin/white.gif)
Trotz des angekündigten Beobachtertreffs hatten natürlich
nur wenige Urlaub bekommen, und so fanden sich nur einige Mitglieder vor
der Arbeit oder während der Mittagspause ein, um das Schauspiel mitzuerleben.
Auch Besucher gab es nur wenige, vielleicht ein Dutzend insgesamt. Daher konnte das Beobachtungsprogramm
nahezu ungestört ablaufen: Der Transit wurde mit einem an der Montierung
befestigten gewöhnlichen 200mm-Teleobjektiv und parallel dazu erst
am C14 und anschließend wegen der zu großen Luftunruhe am Zeiss-Refraktor
mit je einer Webcam aufgenommen. Vor den Objektiven wurde Sonnenfilter-Folie platziert.
Schon am Vorabend waren die
Kameras montiert und das Teleskop probehalber ausgerichtet worden. Zu Beginn
des Transits sollte die Sonne gerade hinter den Bäumen
im Osten der Sternwarte hervorgekommen sein, so daß diese die Beobachtung
nicht störten. Am Mittwochmorgen mußte also nur noch die Kuppel
geöffnet und der Nachführmotor angelassen werden. Anfangs spielte
allerdings das Wetter nicht mit: Kurz vor sieben Uhr zogen noch Wolken
auf und verdeckten die Sicht auf die Sonne. Genau zum 1. Kontakt um 7:12
Uhr blinzelte die Sonne durch eine winzige Wolkenlücke - zu kurz,
um das Teleskop genau ausrichten zu können, aber Merkur war eindeutig
gesichtet worden! Gegen 7:30 Uhr war dann ein Nachlassen des Wolkennachschubs
zu bemerken, und ab acht Uhr konnten die Aufnahmeserien an beiden Webcams
starten.
Wie zu erwarten, kam es dabei
auch zu mancherlei Schwierigkeiten: zu kurze Kabel, störrische Programme,
Wolken zwischendurch, Funkuhren, die nicht die aktuelle Zeit zeigten und
was es sonst noch alles gibt. So fehlt uns vom vier Minuten dauernden Ende
des Transits die komplette dritte Minute...

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links:
Auf diesem Pfad wanderte Merkur über die Sonnenscheibe (Simulation). Auch zur Mitte
des Transits kurz vor 10 Uhr blieb er also relativ randnah und weit von
der Mitte der Sonnenscheibe entfernt. Beim Blick durchs Okular änderte
sich aber im Laufe der Zeit die Orientierung. Die Kameras wurden so
montiert, dass wenn möglich der Sonnenrand mit im Bild war.
unten links: Die erste Stunde
hieß es, auf die Sonne zu warten. Erst ab ca. 7:45
war es dann klar.
unten: Das aufgebaute Equipment - Zeiss Refraktor mit
Sonnenprojektionsschirm, Celestron C14 mit Sonnenfilter, Webcam mit
200mm-Teleobjektiv und Sonnenfilter, Laptop und separater Monitor.
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oben: Für die Besucher wurde mehrfach (hier um 08:07 MESZ) am Refraktor das Sonnenbild in Projektionstechnik gezeigt
(Von links nach rechts:
der Rand des Okularbildfeldes, der große Sonnenfleck, Merkur, der
Sonnenrand)
Links: Das
erste mit der Webcam am C14 aufgenommene Video vom Merkur vor der
Sonne, ca. 09:02 Uhr. Es wird ein Ausschnitt von 60 (von insgesamt 4000)
Einzelbildern mit 4 Bildern pro Sekunde wiedergegeben. Deutlich ist die
starke Luftunruhe an der ständigen Verformung des Merkurscheibchens
erkennbar.
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Links:
Zwei Aufnahmeserien im Abstand
von 10s am C14, von je 100 Aufnahmen die besten 25% mit GIOTTO überlagert
und dann noch kontrastverstärkt: die Granulation ist zwar schon zu
sehen, auf beiden Bildern sind auch Einzelheiten wiederzuerkennen, aber
die Auflösung bleibt hinter den Möglichkeiten des C14 weit zurück. Bildgröße 105" x 79"
unten: Merkur vor der Sonne um 11:05 Uhr mit dem Zeiss-Refraktor
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oben: Noch eine Stunde bis zum
Ende des Transits! |
oben: Der
einzige größere Sonnenfleck |
unten: Der Transit von 09:05-13:35 MESZ in 10(20)-Minuten-Schritten
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oben und links oben: 3. Kontakt
um 12:28 MESZ
links: Video vom Austritt mit dem Zeiss-Refraktor ca. 13:27-13:30 MESZ
unten: Video vom Austritt mit der Webcam und 200mm Teleobjektiv, 13:05-13:36 MESZ
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unten: Sonne während des Merkurtransits, Summe von ca. 1400
Webcam-Aufnahmen durch das 200mm Teleobjektiv. Infolge der
AVI-Kompression Artefakte am Sonnenrand. Man erkennt außer der
Randverdunkelung des Sonne und dem größeren Sonnenfleck noch weitere
Sonnenflecken und randnah rechts auch Fackeln. Der verwaschene Strich
oben ist Merkur in Bewegung.
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Aufnahmen: J. Laufer
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