Pro
Jahrhundert gibt es etwa 13 Merkurtransite, aber nur etwa einen
Venustransit. Noch dazu finden die Venustransite paarweise im Abstand
von 8 Jahren mit Pausen von 105½ und 121½ Jahren immer Anfang Juni oder
Anfang Dezember auf. Näheres zu Transiten hier, zu Venustransiten bei wikipedia.
Die letzten Venustransite fanden jeweils Anfang Dezember 1874 und 1882
statt, als die Fotografie noch in den Kinderschuhen steckte. Zudem waren
beide von Europa aus schlecht bzw. gar nicht zu sehen.
Der Transit von 2004 bot für uns jedoch beste Voraussetzungen, da er
zwar an einem Dienstag, aber in der zweiten Woche der bayerischen
Pfingstferien stattfand und in voller Länge zu sehen war. Die Sonne
hatte einen
scheinbaren Durchmesser von 1891 Bogensekunden, Venus in einer
Entfernung von 43,2 Millionen Kilometern erschien 58,2 Bogensekunden
groß, also 1/32,5 des Sonnendurchmessers. Der Weg der Venus über die
Sonnenscheibe betrug bei uns 1370 Bogensekunden, so dass Venus pro
Minute nur 4.0 Bogensekunden zurücklegte und daher mit 14,6 Minuten fast
eine Viertelstunde benötigte, um um ihren eigenen Durchmesser
voranzukommen.
Zeitlicher Verlauf des Transits:
1. Kontakt (Berührung von außen)
07:19,9 MESZ
17° hoch
2. Kontakt (Berührung von innen)
07:39,8 MESZ
21° hoch
Mitte des Transits
10:22,5 MESZ
46° hoch
3. Kontakt (Berührung von innen)
13:03,8 MESZ
63° hoch
4. Kontakt (Berührung von außen)
13:23,4 MESZ
63° hoch
Die Sternwarte hatte für's Publikum ab 07:00 Uhr geöffnet.
Sonnenaufgang war bei uns um 05:13 Uhr, die Sonne kam aber erst gegen 6
Uhr hinter den dicht belaubten Baumkronen hervor. Zu Beginn des
Transits stand sie aber bereits deutlich höher, und noch vorhandene
Wolken lösten sich kurz nach dem 1. Kontakt auf. Während des
sechsstündigen Transits hatten wir etwa 175 Besucher, denen die Sonne
zumeist auf dem Sonnenprojektionsschirm hinter dem Zeiss-Refraktor
gezeigt wurde. Parallel dazu war die Dachplattform geöffnet, wo das
Unitron mit einem Projektions-Schirm stand, und mehrere Mitglieder, eine
Studentengruppe und eine Schulklasse hatten eigene Teleskope mitgebracht
und im Hof aufgestellt.
Um den Transit im Bild festzuhalten, war zusätzlich zu den vorhandenen
Instrumenten ein kleiner Kosmos-Refraktor mit 60mm-Optik sowie ein
200mm-Teleobjektiv montiert, an die jeweils eine Webcam angebracht
wurde. Vor dem Celestron-Teleskop (35cm-Spiegel) war eine
Sonnenfinsternis-Folie von Baader angebracht. Leider waren die
Instrumente nicht alle hundertprozentig auf denselben Punkt
ausgerichtet, auch musste, um die Venus bei höherer Vergrößerung in die
Bildmitte zu bekommen, die Ausrichtung der Teleskope gelegentlich
geringfügig geändert werden. Daher und auch wegen der parallel
verlaufenden visuellen Beobachtung gibt es keine Videoaufnahme des
kompletten Transits ohne Unterbrechungen. Beim Austritt konnte kurz nach
dem 3. Kontakt einige Zeit die Venusatmosphäre fotografiert und sogar
visuell auf dem Projektionsschirm gesehen werden.
oben: Verlauf des Transits, 1. - 4. Kontakt von links nach rechts, Simulation mit skycharts
unten: Aus mehreren Einzelvideos zusammengesetzt der komplette Transit,
aufgenommen mit einer Logitech-Webcam (Quickcam 3000 Pro) hinter einem 200mm-Teleobjektiv
mit Baaderfolien-Filter davor. Der Kamerchip hat 640x480 Pixel zu 5.6µm
Größe, ist also nur 3,6 x 2,7 mm groß, während das Sonnenbild darauf mit
1,83 mm Durchmesser (200 Pixel) abgebildet ist. Venus ist nur 6 Pixel groß.
oben: vor Beginn
des Transits die verwendete Ausrüstung: Celestron-Spiegelteleskop mit
Baader-Folie davor, Zeiss-Refraktor mit Schattenblende und
Projektionsschirm, 60mm-Kosmos-Linsenfernrohr am Zielfernrohr befestigt,
200mm-Teleobjektiv mit kugelförmiger Logitech-Webcam und vorne
aufgesetztem Baader-Filter.
unten: Sonnenprojektionsschirme an den Fernrohren in der Kuppel und auf der Dachplattform
oben: 2. Kontakt
(links) und 3. Kontakt (rechts) am Celestron-14"-Spiegelteleskop. Bei 4m
Brennweite entspricht 1mm in der Brennebene 51.5 Bogensekunden, Venus
ist also auf dem Chip der Webcam etwa 1.1 mm groß abgebildet. Da die Pixel des Chips
5.6µm groß sind, belegt Venus etwa 200 Pixel. Die Originalvideos sind
640x480 Pixel groß, es wurden jeweils 5 Bilder als Zeitraffer gemittelt.
unten: kurz vor dem 2. Kontakt wird die Venusatmosphäre kurzzeitig
sichtbar, vor allem in der rechts gezeigten kontrastverstärkten Version
(geschärftes Mittel aus 12 frames). Die untere Zeile etwa 1.5 Minuten später als die obere.
oben: Venusatosphäre kurz vor dem 2. Kontakt
unten: Video vom 4. Kontakt (10x Zeitraffer etwa)
oben: Venus vor der Sonnengranulation
rechts: Ein weiteres Video vom Austritt der Venus nach 13 Uhr, aufgenommen von Vereinsmitglied Ralf Mündlein in Lindelbach
unten: Beim Austritt war die Venusatmosphäre noch lange zu sehen (Abstände ca. 3 Minuten zwischen den Bildern)
unten: ganz viele Bilder des Transits vom Projektionsschirm abfotografiert, das erste von 07:59 Uhr
oben: 08:23 Uhr
oben: 10:04 Uhr - nahe der Sonnenmitte die einzigen beiden sichtbaren Sonnenflecken
unten: Sonne um 12:29 (links) und 12:45 Uhr (rechts)
oben: 13:02 Uhr
unten: um 13:09 Uhr
oben: 13:04 Uhr - 3. Kontakt bzw. ganz kurz danach ist auch auf dem Projektionsschirm die Venus-Atmosphäre zu sehen
unten: vergrößerter und kontrastverstärkter Ausschnitt des Bildes von oben - die Atmosphäre ist jetzt deutlicher sichtbar
unten: Eine Minute vor Ende des Transits ist nur noch eine winzige Delle zu erahnen
links und unten: erster bis dritter Kontakt, mit den Kontaktzeiten
aufgenommen von Sebastian Kern und Studienkollegen auf der Plattform
Kontaktzeiten:
1.07:20:03 MESZ
2.07:38:45 MESZ
3.13:04:07 MESZ
4.13:23:10 MESZ Die Plattform ist etwa 1.0" nördlich und 0.1" westlich vom Zentrum der Sternwartenkuppel
Aufnahmen: J. Laufer, Sebastian Kern, Ralf Mündlein und ein weiteres Vereinsmitglied mit einer Canon Powershot A80